Die BAG RelEx setzt Standards

Qualitätsstandards für den Arbeitsbereich

Die Entwicklung von Qualitätsstandards ist ein zentrales Ziel unserer Arbeit als BAG RelEx. In Arbeitsgruppen tauschen sich Mitarbeitende unserer Mitgliedsorganisationen über fachliche und inhaltliche Standards in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern aus (u. a. interkulturelle Arbeit, Sozialarbeit, Antidiskriminierungsarbeit, Elternberatung, aber auch in den unterschiedlichen Handlungsbereichen der Radikalisierungsprävention) und formulieren gemeinsame Standards, die auch als Grundlage für die Arbeit neuer Träger im Themenfeld dienen sollen.

Neben der Berücksichtigung eigener Erfahrungen aus den jeweiligen Arbeitskontexten, werden in den Arbeitsgruppen zudem Ansätze und Erfahrungen aus angrenzenden Arbeitsbereichen auf ihre Übertragbarkeit auf das jeweils eigene Arbeitsfeld überprüft. Darüber hinaus dienen die Arbeitsgruppen des Praxis-Wissenschafts-Transfer und bieten einen Raum, um aktuelle Forschungen und praxisrelevante Ergebnisse vorzustellen.

Cover Sonderausgabe der Ligante "Standards für das zivilgesellschaftliche Engagement gegen religiös begründeten Extremismus"

In den Standards für das zivilgesellschaftliche Engagement gegen religiös begründeten Extremismus (PDF) wird das allgemeine Selbstverständnis des Arbeitsbereichs mit seinen unterschiedlichen Handlungsfeldern sowie grundlegende Begriffe definiert, wobei auch die Vielfalt des Arbeitsbereichs dargestellt wird (Kapitel 1). Diese Vielfalt wird aufgrund unterschiedlicher Ziele und Zielgruppen in den Bereichen der Primärprävention einerseits und der Tertiärprävention andererseits auch in dieser Publikation dementsprechend in zwei Kapitel unterteilt dargestellt.

Die sogenannte sekundäre Prävention bildet eine Schnittmenge, die in die beiden anderen Felder der Präventionsarbeit hineinwirkt bzw. Teil dessen ist. Anschließend folgen deshalb eine grafische Darstellung und eine Definition von Standards (Kapitel 2). In dessen Anschluss die spezifischen Standards der primären und tertiären Prävention auf drei Ebenen – der Makro-, der Meso- und der Mikroebene – dargestellt werden (Kapitel 3 und 4). Mit einem Ausblick auf die gemeinsame Qualitätssicherung (Kapitel 5) und einer Übersicht zu den Standorten der Mitgliedsorganisationen der BAG RelEx schließt die Publikation.

Ende 2023 wurden die Rahmenbedingungen und Standards gelingender Onlineprävention (PDF) als Erweiterung der 2019 veröffentlichten Standards publiziert. In dieser zweiten Ausgabe der Ligante wird nach einer Ausführung grundlegender Begriffe und Konzepte des Arbeitsbereiches (Kapitel 1.1) unter anderem ein Überblick über Radikalisierungsprozesse sowie extremistische Akteure in der digitalen Welt gegeben (Kapitel 1.2 und 1.3).

Cover der Publikation "Rahmenbedingungen und Standards für gelingende Onlineprävention"

Darauf folgt eine Kontextualisierung der digitalen Präventionsarbeit, was durch Praxisbeispiele der Mitgliedsorganisationen veranschaulicht wird (Kapitel 1.4). Die Standards für die digitale Präventionsarbeit folgen mit einer Aufteilung in Rahmenbedingungen (Kapitel 2.1), den spezifischen Onlineauftritt (Kapitel 2.2), die Zielgruppenerreichung (Kapitel 2.3) sowie die Erfolgskontrolle durch Evaluation (Kapitel 2.4). Mit einem Blick in die Zukunft und konkreten Forderungen etwa an die Politik und fördernde Institutionen schließt die Publikation (Kapitel 3).

Hier finden Sie weitere Publikationen, die im Rahmen der BAG RelEx veröffentlicht wurden.

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Wie funktioniert Radikalisierungsprävention?

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Zur Rolle zivilgesellschaftlichen Engagements gegen religiös begründeten Extremismus

Seit Mitte der 2000er Jahre gewann die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ausdrucksformen religiös begründeter Ideologien in der Arbeit vieler Träger der Bildungs-, Jugend- und Sozialarbeit an Bedeutung. Die Präventions- und Deradikalisierungsarbeit im Bereich des religiös begründeten Extremismus wird in Deutschland seit Mitte der 2000er Jahre maßgeblich von zivilgesellschaftlichen Trägern geleistet. Mit ihren vielfältigen Ansätzen leisten sie seither einen wesentlichen Beitrag, um religiös begründeten extremistischen Ideologien und Strömungen aktiv entgegenzuwirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Arbeit in der Prävention- und Deradikalisierung ist eine wichtige Ergänzung der sicherheitspolitischen Maßnahmen, die von den staatlichen Sicherheitsbehörden umgesetzt werden. In den zahlreichen Angeboten der zivilgesellschaftlichen Träger spiegelt sich der sprunghaft gestiegene Informations- und Unterstützungsbedarf der vergangenen Jahre wider. Das bezieht sich vor allem auf die Arbeitsfelder schulische sowie außerschulische Bildungsarbeit, Soziale Arbeit und Jugendhilfe, gilt aber auch für Verwaltung und Politik. Zivilgesellschaftliche Träger im Bereich des religiös begründeten Extremismus verfügen über einen direkteren Zugang zu relevanten Zielgruppen und sind vor Ort vernetzt. Anders als staatliche Stellen genießen sie in der Regel größeres Vertrauen und mehr Glaubwürdigkeit als das Jugendamt, die Schule oder Polizei, die oft auch als sanktionierende Institutionen wahrgenommen werden. Dabei erweist sich gerade die Breite der Angebote der freien Träger, die nicht auf unmittelbar sicherheitsrelevante Fragen beschränkt sind, als vorteilhaft für die Präventionsarbeit. In vielen Bereichen lässt sich dabei an die langjährige und erfolgreiche Präventionsarbeit der Träger anknüpfen, die in der interkulturellen, politisch-bildnerischen oder demokratiepädagogischen Arbeit gesammelt wurden. Das gilt in gleicher Weise für die Erfahrungen aus dem Bereich der Rechtsextremismusprävention, in der zahlreiche Mitgliedsorganisationen der BAG RelEx seit Anfang der 1990er Jahre auch aktiv waren und zum Teil noch sind.

In der bereits erwähnten „Strategie der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung“ aus dem Jahr 2016 formulierte die Bundesregierung den Wunsch, die staatlichen und zivilgesellschaftlichen Präventionsmaßnahmen zu optimieren, besser zu koordinieren und miteinander zu verzahnen. Sie folgt damit den Forderungen des „Aktionsplans zur Prävention von gewalttätigem Extremismus“, der 2016 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Auch hier wurde die besondere Bedeutung der Zusammenarbeit staatlicher Institutionen, lokaler Akteur*innen und zivilgesellschaftlicher Träger herausgestellt, um dem Aufkommen und der weiteren Verbreitung von gewalttätigem Extremismus – vor allem Rechtsextremismus und religiös begründetem Extremismus – zu begegnen.

Die Rolle der Zivilgesellschaft für die Förderung demokratischer Werte und Strukturen und der Prävention von Extremismus ist auf nationaler wie auf internationaler Ebene weitgehend unstrittig. Eine wichtige Entwicklung im Zuge der zivilgesellschaftlichen Präventionsarbeit gegen religiös begründeten Extremismus ist die Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e. V. (BAG RelEx) im November 2016. Sie bietet eine Plattform, um diesbezügliche Aktivitäten, Initiativen und Projekte auch in der fachfernen Öffentlichkeit vorzustellen und ein gesellschaftliches Bewusstsein für ihre Notwendigkeit zu schaffen. Zu den Zielen der BAG RelEx gehört es auch, die zivilgesellschaftlichen Akteur*innen bundesweit zu vernetzen, den Fachaustausch und die Zusammenarbeit zu fördern, ihre Anliegen gegenüber staatlichen und politischen Gremien und in der Gesellschaft zu vertreten sowie die Qualitätssicherung im Arbeitsfeld. Die BAG RelEx legt Wert auf die Diversität der Ansätze und Herangehensweisen der Zivilgesellschaftlichen Träger, um individuelle, soziale und politische Faktoren in Radikalisierungsprozessen in den Blick zu nehmen.

 

Hier finden Sie eine Übersicht über die Publikationen, die im Rahmen der BAG RelEx veröffentlicht wurden.