16. Oktober 2024 | BAG RelEx
policy:brief No. 2 | Am Stamm und nicht den Zweigen ansetzen
Der Nahostkonflikt in der Islamismusprävention
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Die Anschläge der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 und der dadurch ausgelöste Krieg zwischen Israel und der Hamas haben in Deutschland zu einem deutlichen Anstieg von Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus geführt. Im Zusammenhang mit der Islamismusprävention sind beide Phänomene besonders relevant, da sie zentrale Merkmale von islamistischem Extremismus sind. Einerseits ist Antisemitismus ein Kernbestandteil islamistischer Ideologie, auch in Form des israelbezogenen Antisemitismus; andererseits stellt antimuslimischer Rassismus einen starken Pull-Faktor innerhalb islamistischer Propaganda und Radikalisierung dar. Um Islamismus effektiv vorzubeugen, muss Demokratieförderung gezielt gegen Antisemitismus
und antimuslimischen Rassismus vorgehen und beide Phänomene nicht getrennt, sondern zusammen in den Blick nehmen und bearbeiten.
Handlungsempfehlungen
Die Prävention von Islamismus muss also über den Weg der Demokratieförderung laufen, die sowohl Antisemitismus als auch antimuslimischen Rassismus gleichzeitig in den Blick nimmt. Im Nahostkonflikt wird Antisemitismus oft als Ausdruck des Leids der jüdischen Seite und antimuslimischer Rassismus als Ausdruck des Leids der palästinensischen Seite verstanden. Dennoch sollten diese Phänomene nicht isoliert betrachtet werden, da der Konflikt als Ganzes analysiert werden muss, um die komplexen wechselseitigen Dynamiken von Vorurteilen, Ausgrenzung und Gewalt zu verstehen und zu überwinden. Um die Herausforderungen angemessen und effektiv bewältigen zu können, müssen.
- Regelstrukturen gezielt gestärkt werden, um den Auswirkungen des Nahostkonflikts effektiv begegnen zu können. Dies erfordert nicht nur Schulungen und Weiterbildungen, sondern auch
die gezielte Zusammenarbeit mit qualifizierten zivilgesellschaftlichen Anlaufstellen, die Unterstützung in Krisensituationen bieten können. Es muss anerkannt werden, dass Lehrkräfte und andere Akteure in der Demokratieförderung nicht alle Herausforderungen allein bewältigen können und jede beteiligte Institution eine spezifische Rolle erfüllt. Dazu zählt auch die Präventionsarbeit der Sicherheitsbehörden, die ein zentraler Bestandteil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Islamismusprävention ist - Der Dialog zwischen jüdischen und muslimischen Gemeinschaften muss aktiv gefördert und gestärkt werden. Insbesondere im Kontext der Auswirkungen des Nahostkonflikts sollten Partnerschaften mit religiösen Gemeinschaften nun umgesetzt werden, nachdem darüber bereits seit Jahren diskutiert wird. Diese Partnerschaften bringen wichtige Vorbilder, Respekts- und Autoritätspersonen in die Islamismusprävention ein, die auf ihre Gemeinschaften besonderen Einfluss haben und dadurch zur Vertrauensbildung beitragen. Solche Initiativen helfen direkt vor Ort, Spannungen zu reduzieren, Vertrauen zu schaffen und Stereotypen abzubauen. Ein besonderer Schwerpunkt sollte dabei auf der gemeinsamen Aufarbeitung des Nahostkonflikts und dessen Einfluss auf die deutsche Gesellschaft liegen.
- Der Nahostkonflikt muss dazu führen, die Islamismusprävention als ganzheitlichen Ansatz zu formulieren, der klare Rollenverständnisse und Verantwortlichkeiten der beteiligten Akteure stärkt. Anstatt gegenseitigen Schuldzuweisungen oder Zuständigkeitsdebatten Raum zu geben, muss die akteursübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden. Dies erfordert die enge Kooperation von Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, religiösen Gemeinschaften und Sicherheitsbehörden, um gemeinsam effektiv auf die Herausforderungen des Konflikts zu reagieren und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern.
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Ansprechpersonen für Rückfragen
Inhaltliche Rückfragen: Miriam Katharina Heß
Presseanfragen: Charlotte Leikert
Die Autor*innen
Miriam Katharina Heß ist seit 2024 Fachreferentin für religiös begründeten Extremismus bei der BAG RelEx. Sie studierte National and International Administration and Policy an der Universität Potsdam sowie Politikwissenschaften an der Universität Hamburg. Aktuell untersucht sie im Rahmen ihrer Promotion die Sicherheitsrhetorik von Terrorismus im Kontext von Versicherheitlichung in Europa an der Universität Leipzig.
Rüdiger José Hamm ist Co-Geschäftsführer der BAG RelEx. Er ist Diplom-Politologe mit einem Abschluss am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin. Seit 2003 ist er in der politischen Bildungsarbeit tätig. Zu seinen wissenschaftlichen Expertisen gehören Rassismus und Antisemitismus. Insbesondere forschte er zu Identitätskonstruktionen, Selbst- und Fremdwahrnehmungen von Menschen mit bi- und multiethnischer Herkunft sowie zu Fragen nach den Überschneidungen und Unterschieden rassistischer Diskriminierung und Antisemitismus.
Über policy:brief
Das policy:brief der BAG RelEx fasst Positionen und Erkenntnisse aus unserer Arbeit prägnant zusammen und nimmt dabei besonders Bezug auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen und Herausforderungen. Das policy:brief geht auf der einen Seite einen Schritt zurück und erklärt Zusammenhänge und auf der anderen Seite einen Schritt weiter, indem es zielgruppenorientierte und -gerechte Handlungsempfehlungen enthält. Unsere Arbeit und die unserer rund 40 Mitgliedsorganisationen wird so zielgruppengerecht kommuniziert und der Austausch mit externen Stakeholdern und Akteuren aus Wissenschaft, Politk, Verwaltung und Wirtschaft unterfüttert. Hier kommen Sie zur Übersicht der Ausgaben.