18. Februar 2025

Pressemitteilung | Die Debatte um Islamismus verläuft fatal

Die Gewalttaten der letzten Zeit erschüttern uns. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen sowie bei den Menschen, die die Taten miterleben mussten. Wir trauern um die Opfer und wünschen den Verletzten eine rasche und vollständige Genesung.

Wir beobachten mit Sorge, wie sich die Debatte um Islamismus in Deutschland weiter verschiebt. Bereits nach den Anschlägen in Mannheim und Solingen wurde in der öffentlichen und politischen Debatte die Antworten auf islamistische Anschläge in der Migrationspolitik gesucht. Aus unserer Sicht ist es fatal, die Themen Migration und Islamismus in der Weise miteinander zu verknüpfen. Zwar haben die Menschen, die in den letzten Monaten und Jahren auffällig wurden, oft eine Fluchtgeschichte. Radikalisiert haben sie sich nach aktuellem Stand jedoch in Deutschland. Islamistische Radikalisierung verschwindet nicht, wenn wir bestimmte Menschen ausweisen. Die aktuelle Debatte führt zu mehr Spaltung und steigert nicht die Sicherheit in Deutschland. Vielmehr müssen wir die bestehenden Angebote der Islamismusprävention stärken.

Die Antwort auf islamistische Anschläge: Prävention!

In der Islamismusprävention sollten zivilgesellschaftliche und sicherheitsbehördliche Maßnahmen zusammenspielen. Zivilgesellschaftliche Prävention nimmt die Aufgabe ein, demokratische Werte unserer Gesellschaft zu fördern und sie so widerstandsfähiger gegen Extremist*innen zu machen. In Deutschland gibt es ein breites Angebot an Maßnahmen der Islamismusprävention, die sich über die Jahre bewährt haben. Unsere Mitgliedsorganisationen leisten einen entscheidenden Beitrag dazu:

  • Sie stärken Jugendliche und (junge) Erwachsene und klären über die Gefahren extremistischer Akteure im Netz auf.
  • Sie unterstützen Menschen bei ihrem Weg aus der extremistischen Szene.
  • Sie bieten Beratung für Angehörige, Freund*innen und Bekannte, die sich Sorgen machen, dass sich jemand in ihrem Umfeld radikalisiert hat.
  • Sie bilden Fachkräfte und Multiplikator*innen aus, um sie zu sensibilisieren und handlungsfähig zu machen (z. B. in Schule, Jugendarbeit, Justiz oder Polizei).
  • Sie veröffentlichen Handreichungen und richten Veranstaltungen aus, damit Fachkräfte, Multiplikator*innen und die Öffentlichkeit mehr über aktuelle Entwicklungen im Islamismus und über die Präventionsarbeit erfahren können.

Es gibt sehr viele erfahrene Kolleg*innen, die seit Jahren in der Radikalisierungsprävention arbeiten. Um zu verstehen, wie wir islamistische Radikalisierung zukünftig eindämmen, müssen ihre Stimmen und Einschätzungen gehört werden.

Wir dürfen uns nicht spalten lassen

Bei all dem Schmerz, der durch solche Taten entsteht: Sie dürfen nicht für Hass und rassistische Positionen instrumentalisiert werden. Pauschale Verurteilungen bestimmter Gruppen spielen nur antidemokratischen Akteuren in die Karten. Islamist*innen und Akteure der extremen Rechten bedingen sich gegenseitig: Sie sind der perfekte Feind füreinander und dienen dazu, die jeweilige menschenfeindlichen Ideologie zu rechtfertigen.

Im Falle von München wurden viele Angaben zu dem Fahrer nachträglich korrigiert. Das zeigt uns deutlich, dass keine vorschnellen Einschätzungen verbreitet werden sollten. Vielmehr müssen diese Taten gründlich und sachlich von den Ermittlungsbehörden aufgearbeitet werden.

Wir müssen als Gesellschaft zusammenstehen und uns für ein solidarisches und demokratisches Miteinander einsetzen. Wir sind es den Opfern schuldig, als Gesellschaft unser Bestes zu tun, um Taten wie diese zu verhindern. Dazu müssen wir Angebote der Islamismusprävention stärken und dürfen nicht denjenigen auf den Leim gehen, die die Gräueltaten für ihre eigene Agenda nutzen.

BAG RelEx, 18. Februar 2025

Bei Rückfragen
Charlotte Leikert
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: 030 921 26 289
Mail: charlotte.leikert@bag-relex.de

Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e. V.
BAG RelEx
Oranienstraße 58, 10969 Berlin

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