2. Oktober 2024 | BAG RelEx

Ligante#7 – Der Nahostkonflikt als Katalysator

Die Anschläge der Hamas vom 7. Oktober 2023 sowie der aktuelle Krieg in Gaza und Israel haben nicht nur geopolitische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche Auswirkungen in Deutschland. Die Autor*innen der Ligante#7 untersuchen Antisemitismus und (antimuslimischen) Rassismus sowie die Instrumentalisierungen der Geschehnisse durch extremistische Gruppen. Mit Blick auf die Präventionspraxis werden Strategien und Ansätze aufgezeigt, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen und einen konstruktiven Umgang mit dem Nahostkonflikt zu fördern. Mit der Ligante#7 unterstreichen wir die Bedeutung einer differenzierten Auseinandersetzung, um Ressentiments und Radikalisierung präventiv zu adressieren und das demokratische Miteinander in Deutschland zu stärken.

 

 

Hier können Sie die Ligante#7 als PDF herunterladen. Wenn Sie sie lieber in Papierform lesen, können Sie die Ausgabe in gedruckter Version kostenfrei bei uns anfragen. Schreiben Sie uns dazu gerne eine E-Mail an info@bag-relex.de.

 

 

 

 

Der Nahostkonflikt als Katalysator

Der Nahostkonflikt wird immer wieder von islamistischen Gruppen und Akteuren aufgegriffen und für ihre Zwecke instrumentalisiert. Besondere Brisanz erlangte das Thema durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, die sich daran anschließende militärische Offensive Israels und den Krieg in Gaza und Israel. Diese jüngste Eskalation des Nahostkonflikts beschäftigt auch die Gesellschaft in Deutschland auf unterschiedlichen Ebenen. Sie spiegelt sich nicht zuletzt in öffentlichen Debatten, Talkshows oder Diskussionen im Klassenraum wider und befeuert antisemitische, aber auch antimuslimisch-rassistische Narrative. Die zum Teil sehr polarisierend und emotional geführten Auseinandersetzungen sowie der gesellschaftliche Umgang mit dem Konflikt in Deutschland haben auch Auswirkungen auf die Prävention von religiös begründetem Extremismus. Aus diesem Grund widmen wir uns in der Ligante#7 dem Nahostkonflikt und seinen Auswirkungen auf das Radikalisierungsgeschehen, die Demokratieförderung sowie auf die Präventionsarbeit in Deutschland.

Das erwartet Sie in der Ligante#7

Zum Einstieg in den Themenkomplex werden die beiden Phänomene Antisemitismus und (antimuslimischer) Rassismus in der Migrationsgesellschaft beleuchtet. Zunächst stellen Marina Chernivsky (Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung; OFEK e. V.) und Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai (Fachhochschule Potsdam) Erscheinungsformen und historische Kontinuitäten von Antisemitismus dar, bevor sie anhand von Befunden aus einer qualitativen Studie die Auswirkungen des 7. Oktobers 2023 auf jüdische und israelische Communitys in Deutschland in den Blick nehmen. Im darauffolgenden Artikel betont Dr. Yasemin El-Menouar (Bertelsmann Stiftung), dass antimuslimische Ressentiments bereits vor der jüngsten Eskalation im Nahen Osten stark verbreitet waren, durch die seit dem 7. Oktober stark aufgeheizte Situation jedoch weiter verstärkt werden könnten. Sie plädiert dafür, insbesondere in dieser Situation Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus nicht gegeneinander auszuspielen.

Im zweiten Kapitel werden die Auswirkungen des Nahostkonflikts und des Kriegs in Gaza und Israel auf das Radikalisierungsgeschehen thematisiert und dabei spezifische extremistische bzw. antidemokratische Gruppen in den Fokus genommen. In Artikel drei analysiert Jakob Guhl (Institute for Strategic Dialogue) die Reaktionen internationaler islamistisch-extremistischer Gruppierungen auf den 7. Oktober und schlussfolgert, dass sich bei genauerer Betrachtung eine Vielzahl ideologischer, politischer und taktischer Unterschiede zwischen diesen Bewegungen offenbart. Im vierten Artikel legt Dr. Friedhelm Hartwig (modus|zad) den Fokus auf die Instrumentalisierung des Nahostkonflikts in den sozialen Medien und diskutiert, wie der Nahostkonflikt von in Deutschland aktiven islamistischen Akteuren aufgegriffen wird. Dabei konstatiert er, dass es sich bei dem Nahostkonflikt um ein wiederkehrendes Thema handelt, und geht auf zentrale Narrative und Entwicklungen ein. Dass nicht nur islamistische Akteure den Nahostkonflikt für ihre Zwecke nutzen, wird in Artikel fünf von Dr. Piotr Suder und Tariq N. Butt (ExPO, IFAK e. V.) aufgegriffen. Sie nehmen eine phänomenübergreifende Perspektive ein und beleuchten die Instrumentalisierung des Nahostkonflikts durch Gruppen aus dem islamistischen und rechtsextremen Lager sowie der militanten Linken.

Mit dem dritten Kapitel wendet sich die Ligante#7 der Präventionspraxis zu. In Artikel sechs geben Ulrike Hoole und Axel Schurbohm (BAG RelEx) einen Überblick über die Auswirkungen der jüngsten Eskalation des Nahostkonflikts auf die verschiedenen Arbeitsbereiche der Radikalisierungsprävention. Abschließend geht Désirée Galert (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus KIgA e. V.) auf die Herausforderungen ein, vor denen Präventionsakteure speziell an Schulen stehen. Dabei erläutert sie Fallstricke sowie Umgangsformen und pädagogische Ansätze, die sich im Umgang mit dem Thema „Nahostkonflikt“ als sinnvoll erwiesen haben.

Die Ligante#7 zeigt, dass die Anschläge der Hamas vom 7. Oktober 2023 sowie der aktuelle Krieg in Gaza und Israel nicht nur geopolitische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche Auswirkungen in Deutschland haben. Die Autor*innen untersuchen Antisemitismus und (antimuslimischen) Rassismus sowie die Instrumentalisierungen der Geschehnisse durch extremistische Gruppen. Mit Blick auf die Präventionspraxis werden Strategien und Ansätze aufgezeigt, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen und einen konstruktiven Umgang mit dem Nahostkonflikt zu fördern. Mit der Ligante#7 wollen wir die Bedeutung einer differenzierten Auseinandersetzung unterstreichen, um Ressentiments und Radikalisierung präventiv zu adressieren und das demokratische Miteinander in Deutschland zu stärken.

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Die Koordination der BAG RelEx
Oktober 2024

 

Hier können Sie die Ligante#7 als PDF herunterladen. Wenn Sie sie lieber in Papierform lesen, können Sie die Ausgabe in gedruckter Version kostenfrei bei uns anfragen. Schreiben Sie uns dazu gerne eine E-Mail an info@bag-relex.de. Denjenigen von Ihnen, die unsere Arbeit en détail verfolgen, ist sicher aufgefallen, dass wir dem Thema im Mai 2024 bereits einen Fachtag gewidmet haben. Hier finden Sie weitere Informationen zu unserem Fachtag und der Schwerpunktlegung dieser Veranstaltung.

 

Die Ligante haben wir 2018 ins Leben gerufen, um die Debatten, die in unserem Fachbereich geführt werden, und die Themen, die wir als BAG RelEx anstoßen, einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Wort Ligante ist Esperanto und bedeutet Verknüpfung. Denn genau an dieser Stelle setzen wir an: Wir verknüpfen nicht nur Expert*innen innerhalb der zivilgesellschaftlichen Präventionsarbeit gegen religiös begründeten Extremismus, sondern stellen auch Verbindungen zu anderen Arbeitsbereichen, Netzwerken und Institutionen her. Hier finden Sie einen Überblick über alle Ausgaben der Ligante. Fachdebatten aus der Präventionsarbeit.

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