7. November 2022 | BAG RelEx

Ligante#5 – Radikalisierungs­prävention und Polarisierung

Was versteht man unter gesellschaftlicher Polarisierung und welche Implikationen haben Konfliktlinien für die Radikalisierungsprävention? Inwiefern nutzen antidemokratische Gruppen gesellschaftliche Polarisierung und wie können zivilgesellschaftliche Akteure dem mit (phänomenübergreifender) Arbeit begegnen? Diesen Fragen widmen wir uns in der fünften Ausgabe unserer Fachzeitschrift Ligante. Fachdebatten aus der Präventionsarbeit.

 

Hier können Sie die Ligante#5 als konventionelles oder barrierefreies PDF herunterladen. Wenn Sie sie lieber in Papierform lesen, können Sie die Ausgabe in gedruckter Version kostenfrei bei uns anfragen. Schreiben Sie uns dazu gerne eine E-Mail an info@bag-relex.de.

 

 

 

Radikalisierungsprävention im Kontext gesellschaftlicher Polarisierung

Unsere Gesellschaft ist durch verschiedene Konfliktlinien und Polarisierungstendenzen gekennzeichnet, die auch in der Radikalisierungsprävention eine große Rolle spielen. In Bezug auf religiös begründeten Extremismus und damit einhergehende Radikalisierungsprozesse wird schnell nach der Rolle der Religion gefragt. Damit läuft man jedoch Gefahr, (gesellschaftliche) Konfliktlinien zu verharmlosen, die Individuen für die Ansprache durch radikale beziehungsweise antidemokratische Gruppen empfänglich machen. So entfalten diese Gruppen vor allem in als krisenhaft erlebten Situationen eine anziehende Wirkung auf Menschen, die nach Orientierung, Zugehörigkeit und Sinnstiftung suchen.

Antidemokratische beziehungsweise radikale Gruppen werden in der vorliegenden Ausgabe als Profiteure und Betreiber gesellschaftlicher Spaltung beschrieben. Sie profitieren davon, wenn die Gesellschaft die Bedürfnisse Einzelner nicht (mehr) zu befriedigen scheint. Ihre Angebote können eben diese entstandene Lücke füllen. Zudem benötigen und verstärken sie gesellschaftliche Spaltung, etwa durch die bewusste Verwendung von Bedrohungs- oder Verteidigungsnarrativen. Der Zulauf zu radikalen oder antidemokratischen Gruppierungen wiederum kann gesellschaftliche Polarisierung befördern. Diesen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen widmen wir uns in dieser Ausgabe der Ligante.

Das erwartet Sie in der Ligante#5 

Im ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Polarisierung und dem Aufgreifen ebendieser durch antidemokratische beziehungsweise radikale Gruppierungen gelegt. Prof. Dr. Hanna Schwander und Luke Shuttleworth (beide Humboldt-Universität zu Berlin) gehen in ihrem Artikel auf gesellschaftliche Spaltung und aktuelle Konfliktlinien ein und diskutieren die Risiken affektiver Polarisierung. Fabian M. Heß (Universität Leipzig) und Carla Grosche (Friedrich-Schiller-Universität Jena) beschäftigen sich im zweiten Artikel mit den sozialpsychologischen Prozessen des individuellen Denkens, Fühlens und Handelns in Abhängigkeit von Gruppendynamiken und setzen diese Themen in Bezug zu gesellschaftlicher Polarisierung und Radikalisierungsprozessen.

Das zweite Kapitel widmet sich der Frage, inwiefern antidemokratische Gruppen gesellschaftliche Polarisierungstendenzen aufgreifen und für ihre Ziele, Rekrutierung und Gruppenfestigung nutzen. Dr. Matthias Pöhlmann (Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern; Ludwig-Maximilians-Universität München) widmet sich in Artikel drei der neureligiösen Anastasia-Bewegung, während Solomon Caskie (Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein e. V.) und Hanna Baron im darauffolgenden Artikel auf „Hizb ut-Tahrir“-nahe Gruppierungen in Deutschland eingehen. Nach einer kurzen Vorstellung der entsprechenden Gruppen gehen die Autor*innen jeweils auf gruppenspezifische Mechanismen und Narrative sowie deren Bezug zu Polarisierungstendenzen ein. Dadurch soll unter anderem deutlich werden, weshalb diese Gruppen in bestimmten Lebenssituationen für Menschen attraktiv erscheinen.

Anschließend wird im dritten Kapitel der Fokus auf die zivilgesellschaftliche Präventionsarbeit gelegt. In den Artikeln diskutieren die Autor*innen, wie Präventionsangebote auf den Wunsch nach Orientierung, Sinn- und Identitätssuche eingehen können, um Menschen einen selbstbestimmten Umgang mit gesellschaftlichen Konfliktlinien zu ermöglichen und sie in ihrer Resilienz gegen die Ansprache radikaler beziehungsweise antidemokratischer Gruppen zu stärken. Auf den Artikel von Manuela Freiheit (IKG Universität Bielefeld), in dem sie Chancen und Grenzen phänomenunabhängiger und -übergreifender Präventionsarbeit aus wissenschaftlicher Perspektive diskutiert, folgen zwei Praxisberichte, in denen phänomenspezifische Aspekte im Vordergrund stehen. In Artikel sechs beleuchten Marie Jäger und Thorben Petters (beide cultures interactive e. V.) die Spezifika der Rechtsextremismusprävention, anschließend gehen die Mitarbeitenden der Fachstelle Bidaya (CJD Nord) auf die Präventionsarbeit im Bereich Islamismus ein.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

 

Hier können Sie die Ligante#5 als konventionelles oder barrierefreies PDF herunterladen. Wenn Sie sie lieber in Papierform lesen, können Sie die Ausgabe in gedruckter Version kostenfrei bei uns anfragen. Schreiben Sie uns dazu gerne eine E-Mail an info@bag-relex.de.

Die Ligante haben wir 2018 ins Leben gerufen, um die Debatten, die in unserem Fachbereich geführt werden, und die Themen, die wir als BAG RelEx anstoßen, einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das Wort Ligante ist Esperanto und bedeutet Verknüpfung. Denn genau an dieser Stelle setzen wir an: Wir verknüpfen nicht nur Expert*innen innerhalb der zivilgesellschaftlichen Präventionsarbeit gegen religiös begründeten Extremismus, sondern stellen auch Verbindungen zu anderen Arbeitsbereichen, Netzwerken und Institutionen her. Hier finden Sie einen Überblick über alle Ausgaben der Ligante. Fachdebatten aus der Präventionsarbeit.

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