17. Dezember 2024

Jahresrückblick 2024

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende und wir möchten gemeinsam mit Ihnen auf die Arbeit der BAG RelEx und die Entwicklungen in der Radikalisierungsprävention schauen.

Wir wünschen Ihnen viel Energie in dieser herausfordernden Zeit und trotz oder gerade wegen aller aktuellen Herausforderungen einen möglichst friedlichen Jahreswechsel! Allen, die die Feste begehen, ein schönes Chanukka und eine entspannte (Vor)Weihnachtszeit.

Das Jahr 2024

Wir freuen uns, dass wir als BAG RelEx auch 2024 erneut gewachsen sind: die Hallesche Jugendwerkstatt gGmbH, beRaten. e. V., Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e. V. und Esoterik- und Religionsinfo BW e. V. sind Teil der BAG RelEx geworden. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit! Hier finden Sie einen Überblick über unsere Mitgliedsorganisationen.

Die Anschläge der Hamas vom 7. Oktober 2023 sowie der aktuelle Krieg in Gaza und Israel haben nicht nur geopolitische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche Auswirkungen in Deutschland. Mit den Fragen, inwiefern der Nahostkonflikt als Katalysator für Antisemitismus, Rassismus und Radikalisierung in Deutschland wirkt und was das für die Radikalisierungsprävention bedeutet, haben wir uns im Rahmen unseres Fachtags im Mai und in der Ligante#7 beschäftigt. Wir wollen die Bedeutung einer differenzierten Auseinandersetzung unterstreichen, um Ressentiments und Radikalisierung präventiv zu adressieren und das demokratische Miteinander in Deutschland zu stärken. Mit Blick auf die Präventionspraxis gilt es Strategien und Ansätze aufzuzeigen, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen und einen konstruktiven Umgang mit dem Nahostkonflikt zu fördern.

In unseren Fachgesprächen haben wir uns 2024 sowohl dem Themenfeld Künstliche Intelligenz, Radikalisierung und Prävention als auch islamistischem Extremismus und tschetschenischen Communities gewidmet und über bewährte Praktiken in der Präventionsarbeit gesprochen. Die Aufzeichnungen finden Sie in unserer Mediathek sowie auf YouTube. Bei unserem Politik- und Pressgespräch Prävention vs. Repression im Umgang mit Islamismus diskutierten Sandra Bubendorfer-Licht (MdB, FDP), June Tomiak (MdA, Bündnis 90/Die Grünen), Christoph Koopmann (Süddeutsche Zeitung) sowie Rüdiger José Hamm (Geschäftsführer BAG RelEx) wie wir als Gesellschaft eine Balance zwischen repressiven und präventiven Maßnahmen finden können.

In diesem Jahr haben wir ein neues Format ins Leben gerufen: Das policy:brief geht auf der einen Seite einen Schritt zurück und erklärt Zusammenhänge und auf der anderen Seite einen Schritt weiter, indem es zielgruppenorientierte und -gerechte Handlungsempfehlungen enthält. Unsere Arbeit und die unserer rund 40 Mitgliedsorganisationen wird so zielgruppengerecht kommuniziert und der Austausch mit externen Stakeholdern und Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft unterfüttert. Bisher erschienen sind:

Als Bestandteil unserer Netzwerkarbeit haben wir als BAG RelEx in den letzten Monaten verstärkt parteiübergreifende Gespräche mit Politiker*innen und Verwaltung geführt. Im Zentrum unserer Interessenvertretung stehen aktuelle Herausforderungen, wie die sicherheitspolitische Debatte um Vereinsverbote, Präventionsstrategien im digitalen Raum sowie die Rolle der Prävention im Kontext von Sicherheitsdiskursen. Unser Ziel ist es, zentrale Diskussionen und Perspektiven aus der Zivilgesellschaft noch stärker in die Politik zu tragen, Diskurse voranzutreiben und so wirksame Maßnahmen zu fördern. Folgt uns auf LinkedIn um zukünftig von aktuellen Entwicklungen und Themen in dem Bereich up to date zu bleiben.

Mit der Auftaktveranstaltung „Gemeinsam weiter: Wissenschaft und Praxis vernetzen“ haben wir im Sommer den Grundstein für unsere neues Format wissenschaft:praxisnah gelegt. Es wurden Themen, Bedarfe und Bedürfnisse diskutiert, die für eine weitere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis ausschlaggebend sind. Langfristiges Ziel des Formats ist es, die Zusammenarbeit zwischen der Fachpraxis und Wissenschaft zu fördern.

Wir haben auch in diesem Jahr am Verbundprojekt „Zukunftswerkstätten Evaluation und Qualitätssicherung in der Extremismusprävention, Demokratieförderung und politischen Bildung: Analyse, Monitoring, Dialog“ (PrEval) mitgewirkt. PrEval ist ein Forschungs- und Transfervorhaben, das Formate und Strukturen zur Stärkung von Evaluation und Qualitätssicherung in der Extremismusprävention, Demokratieförderung und politischen Bildung in Deutschland weiterentwickelt und neugestaltet. Die BAG RelEx hat sich dabei im Rahmen zweier Arbeitspakete vor allem gemeinsam mit den Kolleg*innen vom Violence Prevention Network und I-Unito engagiert. Aufgabe war, Bedarfe in Bezug auf Wissen über Evaluation und Qualitätssicherung in der Präventionslandschaft der Demokratieförderung und politischen Bildung zu erheben und auf dieser Basis Angebote für Wissensvermittlung und mögliche Fort- und Weiterbildungsformate zu entwickeln. Diese sollen in 2025 umgesetzt werden und wir freuen uns, weiterhin bei PrEval dabei zu sein.

Die BAG RelEx im KN:IX

Gemeinsam mit ufuq.de und Violence Prevention Network gGmbH haben wir den jährlichen KN:IX Report 2024 veröffentlicht. Der Report gibt umfassende Einblicke in aktuelle Themen der Präventionsarbeit im Jahr 2024 sowie in fachwissenschaftliche Debatten und Erfahrungen aus der Praxis. Er enthält Empfehlungen und Anregungen für die eigene Arbeit und beleuchtet Strategien der universellen, selektiven und indizierten Prävention. Themenschwerpunkte der Schlaglichter:

  • Mainstreaming auf Social Media. Wie rechtsextreme und islamistische Akteur*innen ihre Themen platzieren
  • Antisemitismus vs. Rassismus? Der Nahostkonflikt in der Praxis von Demokratie- und Präventionsarbeit
  • Was ist eigentlich „unerträglich“? Polarisierung und Ambiguität in der pädagogischen und politischen Auseinandersetzung um Antisemitismus und Nahostkonflikt
  • Jenseits der „Runden Tische“. Aktuelle Anforderungen an die Praxis der Antisemitismusprävention
  • Beratung für den Neuanfang. Distanzierungsarbeit zivilgesellschaftlicher Träger in der Tertiärprävention

Im Report finden Sie außerdem die aufbereiteten Ergebnisse von Bedarfserhebungen mit Themenschwerpunkt Nahostkonflikt sowie hinsichtlich der Folgen autoritären Denkens für die Präventionsarbeit der Kompetenznetzwerke im Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Zudem stellen wir die Erkenntnisse eines Fokusgruppengesprächs mit den Modellprojekten zur Entwicklung ihrer Arbeit vor.

Der Impuls #11Heiliger Schein? Herausforderungen und Kontroversen rund um Christfluencer*innen“ von Dr. Sarah Pohl gibt differenzierte Einblicke in die Szene der Christfluencer*innen. Dabei werden Chancen und Risken, die sich durch die Ausweitung des „Influencings“ auf den Bereich von Sinn und Glauben ergeben, in den Blick genommen. Der Impuls gibt Fachkräften außerdem eine Orientierungshilfe, die bei der Einordnung kritischer Aspekte in Bezug auf Aussagen von problematisch einzuschätzenden Christfluencer*innen unterstützen kann.

Im Impuls #14Islamischer Staat Provinz Khorasan: Aufstieg des afghanischen IS-Ablegers und Bedeutung für Deutschland“ beleuchten Christoph Leonhardt und Muska Haqiqat die Hintergründe der Entstehung des „Islamischen Staats Provinz Khorasan“ (ISPK), die Entwicklung seines Einflussbereichs sowie die Bedeutung seiner Propaganda und seiner Aktivitäten für Europa, mit besonderem Fokus auf Deutschland.

In der Analyse #16Salafismus im Netz. Wettstreit um mediale Präsenz oder theologische Deutungshoheit?“ geben Samira Tabti und Annika Scheeres Einblicke in Vernetzungen und Diskurse innerhalb der Szene und diskutieren, welche Onlinegruppierungen, Ausrichtungen und religiösen Narrative sich anhand intrasalafistischer Konfliktdebatten identifizieren lassen. Darüber hinaus geben sie Impulse für die Präventionspraxis.

Bei KN:IX talks haben wir dieses Jahr vier Podcast Folgen umgesetzt:

Alle Staffeln und Folgen sind auf Spotify, Apple Podcasts oder auf YouTube verfügbar.

Neben vielen anderen Veranstaltungsformaten, die im Rahmen von KN:IX umgesetzt werden, haben wir dieses Jahr zum dritten Mal bei KN:IX meets Politik mit Politiker*innen aus dem Berliner Abgeordnetenhaus zu aktuellen Entwicklungen und Themen der Präventionsarbeit gegen islamistischen Extremismus ausgetauscht.

Unsere Arbeit im Rahmen von KN:IX wurde durch die IMAP GmbH kontinuierlich evaluiert. Der Abschlussbericht für das KN:IX Verbundprojekt ist im Oktober 2024 veröffentlicht worden und steht Interessierten zum Download bereit.

Projektabschluss von KN:IX und Ausblick

Am 31. Dezember 2024 endet die Projektlaufzeit des Kompetenznetzwerks „Islamistischer Extremismus“ (KN:IX). Als KN:IX blicken wir auf eine spannende und produktive Zeit zurück: In den letzten fünf Jahren ist es uns gelungen, KN:IX als zentrale Plattform für Vernetzung, Wissensvermittlung und fachlichen Austausch im Bereich des islamistischen Extremismus zu etablieren. Darauf und auf die vielen Fachbeiträge, Publikationen, Veranstaltungen und Vernetzungsangebote, die im Rahmen von KN:IX entstanden sind, sind wir stolz. Wir möchten uns bei allen Beteiligten bedanken, die unsere Arbeit begleitet und mitgestaltet haben.

Die Publikationen, die in den vergangenen fünf Jahren entstanden sind, bleiben zunächst über die Webseite www.kn-ix.de verfügbar. Es gibt noch einige Printexemplare, die wir bei Bedarf gerne an Sie verschicken. Wenden Sie sich dazu gerne an info@bag-relex.de.

Auch wenn mit Ende des Jahres das Projekt KN:IX zu Ende geht, wir Träger hinter KN:IX bleiben dem Arbeitsbereich selbstverständlich treu und widmen uns ab 2025 neuen Projekten und Herausforderungen. Wir freuen uns, wenn Sie uns weiterhin die Treue halten. Bleiben Sie gespannt – wir werden von uns hören lassen!

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