Demokratieförderung zur Prävention von religiös begründetem Extremismus
Religiös begründeter Extremismus umfasst verschiedene Ideologien und Strömungen. Diese werden in der Arbeit der BAG RelEx berücksichtigt. Religiös begründeter Extremismus ist ein weltweit verbreitetes Phänomen, und nahezu alle großen Religionen werden von extremistischen Gruppierungen instrumentalisiert. Anhänger*innen extremistischer Ideologien eint die Abwertung und Ablehnung der demokratischen Grundwerte.
Es handelt sich um religiös begründeten Extremismus, wenn Gruppierungen und Bewegungen den demokratischen Verfassungsstaat abschaffen wollen. Die Extremist*innen bemühen sich, ein politisches System zu installieren, das nur eine spezifische Auslegung einer Religion toleriert. Es werden Gleichschaltung und Homogenisierung aller gesellschaftlichen Sphären (Gesellschaft, Politik, Kultur, Staat etc.) anstrebt. Diese Umgestaltung der Gesellschaft wird nicht nur, aber auch mithilfe von Gewalt und einer militanten, aktiv-kämpferischen Haltung verfolgt, die die Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (FDGO) anstreben.
Mit ihren Strategien und den Maßnahmen in der Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention setzen sich unsere Mitgliedsorganisationen für Demokratieförderung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration ein.
Die Angebote unserer Mitgliedsorganisationen im Bereich der Prävention richten sich an folgende Personen und Institutionen:
- Menschen, die sich über das Themenfeld religiös begründeter Extremismus, Islamismus oder Salafismus und Extremismus-Prävention informieren möchten
- Menschen, die rechtsstaatliche, demokratische und menschenrechtliche Normen und Werte ablehnen
- Menschen, die letztlich Gewalt gegen andere Menschen und Institutionen als legitimes Mittel ansehen
Die Zielgruppen sind je nach Projekt sowohl Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene mit Radikalisierungstendenzen. Auch Eltern und weitere Angehörige erhalten Rat und Hilfe. Die vielfältigen Angebote richten sich u. a. an Schulen, Sozialarbeiter*innen und Fachkräfte anderer Institutionen und Bereiche. Einige Träger bieten auch online Angebote an oder vermitteln Bildung im Umgang mit und Schutz vor extremistischen Inhalten im Internet.
Wir widmen uns im Rahmen der Präventionsarbeit gesamtgesellschaftlichen Aufgaben wie Demokratieförderung, politischer Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe und erhalten den fachlichen Austausch via Fachtage, Fachgespräche und (Online-) Workshops. Das Angebot unserer Mitgliedsorganisationen umfasst lokale, kommunale und bundesweite Maßnahmen.
Islamismus- und Salafismus-Prävention
Islamismus ist eine Form des religiös begründeten Extremismus. Der Begriff Islamismus ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene radikalisierte Gruppierungen und Bewegungen, welche nur eine spezifische Interpretation des Islams als allgemeingültig akzeptieren und keine Toleranz für andere Auslegungen aufweisen. Die Religion, an dieser Stelle der Islam, wird für extremistische Zwecke instrumentalisiert. Hier finden Sie weitere Informationen zu Islamismus und Islamismusprävention.
Relevante Teilaspekte der Ideologien können u. a. Antiimperialismus, Antikolonialismus, Antisemitismus und Antifeminismus sein. Extremist*innen sind dabei nicht zwangsläufig gewalttätig. Die Anwendung von Gewalt und das Verhältnis zu Terrorismus ist je nach Gruppe und Akteur*in unterschiedlich. Salafismus wird gemeinhin als Erstes mit Islamismus assoziiert und ist dessen größte Strömung. Deshalb beinhalten viele der diversen Angebote und Ansätze unserer Mitgliedsorganisationen auch Maßnahmen und Strategien zur Salafismus-Prävention.
Aufgrund der sicherheitspolitischen und gesellschaftlichen Relevanz liegt die Präventionsarbeit islamistischer Formen des Extremismus aktuell im Fokus der BAG RelEx. Zusammen mit ufuq.de und Violence Prevention Network (VPN) sind wir seit Anfang 2020 dahingehend im Kompetenznetzwerk „Islamistischer Extremismus“, kurz KN:IX, vertreten.
Anders als das Bundesinnenministerium (BMI), das Bundeskriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz nehmen wir keine Klassifizierung vor. Zudem veröffentlichen wir keine Listen extremistischer Gruppen oder einzelner Gefährder*innen. Die Vorbeugung von Kriminalität ist nicht unsere primäre Aufgabe, auch wenn unsere Angebote und die unserer Mitgliedsorganisationen im Bereich der Prävention- und Ausstiegsarbeit einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten.
Extremismus: Religion als Rechtfertigung für Radikalisierung
Religiosität darf mit Fundamentalismus nicht verwechselt werden. Denn auch wenn sich einige Extremist*innen der Religion bedienen, um ihre Ideologien und mitunter auch die Anwendung von Gewalt zu rechtfertigen, darf gerade jenes Narrativ radikalisierter Gruppierungen in der medialen Berichterstattung und gesellschaftlichen Debatte nicht bestätigt werden.
Die Debatte um Islamismus und Salafismus kann durch eine fehlende Differenzierung und Aufklärung antimuslimischen Rassismus befeuern. Es wäre außerdem eine vertane Chance, verschiedene Formen des Extremismus ausschließlich unabhängig und isoliert voneinander zu betrachten. Denn bei religiös begründetem Extremismus handelt es sich um politische Ideologien. Perspektiven aus der Forschung weisen z. B. darauf hin, dass sich religiös begründeter Extremismus und Rechtsextremismus zuweilen ähnlicher Argumentationsmuster bedienen und Radikalisierungstendenzen sowie die Motive, sich einer radikalen Gruppe anzuschließen, sich in Teilen ähneln können. Einige Projekte arbeiten deshalb phänomenübergreifend, das bedeutet sie betrachten mehrere Formen von Extremismus.
Fachkräfte aus Forschung, Politik und Verwaltung zu vernetzen, kann die Extremismus-Prävention erheblich erweitern. Weiterführende Infos finden Sie in unserer Mediathek und unter unseren Publikationen.
Warum wir von “religiös begründetem Extremismus” sprechen
Wir verwenden ausdrücklich den Begriff religiös begründeter Extremismus und distanzieren uns klar von dem Ausdruck “religiöser Extremismus”, da Religion nicht an sich extremistisch ist. Außerdem verwenden wir den Begriff Islamismus unter Vorbehalt, da sich diese Begriffe in aktuellen Debatten auf die Entwicklungen seit dem 11. September 2001 beziehen. Religiös begründeter Extremismus allgemein und islamistischer Extremismus im Spezifischen umfassen jedoch ein breiteres Spektrum.